FRANCHISING ALS EXISTENZGRÜNDUNG

Neben der selbständigen Umsetzung Ihrer Geschäftsideen und der damit verbundenen Unternehmensgründung, haben Sie auch die Möglichkeit Ihr Unternehmen mit Hilfe eines Fanchisings zu etablieren. Gerade die Existenzgründungen innerhalb von Franchise-Systemen sind in den letzten Jahren rapide gestiegen. Nach Angaben des Deutschen Franchise Verbands (DFV e.V.) standen im Jahr 2010 in ca. 980 Franchise-Systemen in Deutschland ca. 65.500 Franchise-Nehmer unter Vertrag. Insgesamt beschäftigte die Branche ca. 463.000 Menschen und erzielte einen Gesamtumsatz von ca. 55 Mrd. Euro. Im Vergleich hierzu waren es 2000 insgesamt 735 Franchise-Systeme, die einen Umsatz in Höhe von 22 Mrd. Euro erwirtschafteten. Eine Studie der Deutschen Bank prognostizierte für das Jahr 2015 einen weiteren Umsatzanstieg der Branche auf rund 70 Mrd. Euro (Quelle: Deutsche Bank 2007).
 
Der Deutsche Franchise Verband (DFV) hat in einer aktuellen Umfrage unter ca.100 Franchise-Interessenten ermittelt, welche Kriterien für die Existenzgründer in spe bei der Auswahl von Franchise Angeboten am wichtigsten sind. Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass sie sehr wählerisch sind, den Blick für vieles wesentliche haben, wichtige Kriterien aber völlig unterbewerten.

Als wichtigste Punkte bei der Suche nach dem passenden Gründungsangebot seien die Faktoren Alleinstellungsmerkmal und Zukunftsaussrichtung, Unterstützung während der Partnerschaft, Mitbestimmung bei der Standortwahl, geringe Franchise-Nehmer Fluktuation und Intensität der Einarbeitung genannt worden. Etwa die Hälfte der Befragten fand dann noch den professionellen Eindruck der Systemzentrale und die Höhe der Einstiegsinvestition als wichtig.

Am wenigsten legten die Befragten Wert auf den return on investment (roi), auch die Unterstützung bei der Erstellung eines Business Planes, bei sämtlichen betriebswirtschaftlichen Fragen, wie Finanz-und Rentabilitätsplan und bei Bankgesprächen, respektive Hilfe bei Finanzierungen, seien als weniger wichtig eingeschätzt worden. Aber auch die Markenbekanntheit und das Markenimage von Franchiseunternehmen sei für die Franchise-Interessenten nicht so bedeutsam, ungeachtet der Tatsache, dass genau dieser Faktor erheblich zum nachhaltigen Gründungserfolg beitragen kann.

Das Ergebnis der Umfrage ist für mich überraschend, da es nicht mit meinen persönlichen Erfahrungswerten übereinstimmt. Bei den von mir geführten Bewerbungsgesprächen standen für die Franchise-Interessenten immer die wirtschaftlichen und finanziellen Themen als Auswahlkriterium eines Franchisesystems im Vordergrund.

Gerade bei diesem Fragekomplex stellt sich am besten die Qualität eines Systems dar. Hier zeigt es sich, wie kompetent sich das System in den wirtschaftlichen Fragen präsentiert; in diesem Bereich trennt sich die Spreu vom Weizen, den seriösen von den unseriösen Unternehmen. Der Franchise-Geber muss Ihnen nachweislich aufzeigen können, ob er einen Betriebstyp entwickelt hat, mit dem Sie als Franchise-Nehmer, gemessen an dem eingesetzten Kapital, eine gute Verzinsung erzielen können und in einem angemessenen Verhältnis zum Arbeitseinsatz einen für Sie nachvollziehbaren Profit erwirtschaften, von dem Sie gut leben können. Es gibt leider immer noch sehr viele Systeme, die das Prinzip Franchising nicht verstehen und ihre Expansion mit Hilfe des Franchisings in der Gestalt konterkarieren, dass sie den Franchise-Nehmer nicht als eigenständigen Unternehmer und gleichberechtigten Partner wahrnehmen, sondern als eine Art Verrichtungsgehilfe für seine geschäftlichen Zwecke und Interessen. Franchisekonzepte können sich an unterschiedliche Menschen mit einem individuellen Hintergrund und unterschiedlichen Erwartungen richten. Es ist gerade die Stärke der Franchisewirtschaft, dass für jeden Gründer ein passendes Angebot dabei ist. Es deckt sich aber nicht mit dem Ethik-Kodex und der Begrifflichkeit des DFV, wenn man sich mit dem Franchising im Grunde nur einen "Betriebsleiterjob" erkauft und das System die Anzahl der Arbeitsstunden vorgibt.

Es sollte bei der Beurteilung des Franchisings (von beiden Seiten!) auch nicht der Fehler gemacht werden, die staatlich geförderte Selbstständigkeit so in den Vordergrund zu stellen, dass Franchise-Systeme als die „Light Variante“ des Unternehmertums schlechthin behandelt werden. Ein Franchise-System ist zwar in der Lage, das Anfangsrisiko eines neuen Geschäftsaufbaus zu senken, von einem unternehmerischen Risiko kann er die Partner aber nicht entbinden. Franchise-Systeme sind in aller Regel zwar sicherer als eine eigenständige Unternehmensgründung, aber diese Sicherheit ist nur relativ. Keine Unternehmensgründung ist schnell, sicher und völlig problemlos.

Im Zusammenhang dieser Thematik muss sich jeder Existenzgründer auch mit der Frage beschäftigen, wo die einzelnen Vor-und Nachteile (Chancen und Risiken) des Franchisings liegen oder ob der „eigene“-Unternehmensweg die bessere Lösung ist. Das ist nicht nur eine Frage der Mentalität und Persönlichkeit, sondern hängt von vielen weiteren Faktoren ab.

Um diesen Fragenkomplex besser bewältigen zu können, sollten sie folgendermaßen an die Thematik herangehen:

1. Beschäftigen Sie sich zunächst einmal ganz allgemein mit der Thematik „Franchising“. Erst wenn Sie die wichtigsten Informationen darüber erfahren haben, können Sie abschließend klären, ob Franchising überhaupt Ihrer Persönlichkeits-und Unternehmerstruktur entspricht. 

2. Wenn Sie dann wissen, ob Sie sich mit Franchising „anfreunden“ können, sollten Sie herausfinden, ob es bereits nachhaltig erfolgreiche Franchise-Systeme in den Branchen bzw. in den Marktsegmenten  gibt, die Sie interessant finden und Sie auch mit einem eigenen Unternehmen umsetzen würden. 

3. Checken Sie jetzt die verschiedenen Systeme und selektieren Sie, indem Sie die Höhe der Investitionen, die Höhe der von dem Franchisegeber geforderten Eigenkapitalquote, der Gebühren und das gesamte Produkt-und Leistungsangebot miteinander vergleichen. Ein wichtiges Qualitäts-und Auswahlkriterium ist außerdem die Dazugehörigkeit eines Franchise-Systems in einem nationalen oder internationalen Franchise-Verband.

Einen Gesamtüberblick über die geprüften Vollmitglieder im Deutschen Franchise Verband (DFV) erhalten Sie auf der Webseite www.franchiseverband.com

4. Wenn Sie Franchise-Systeme in einem für Sie interessanten Marktsegment (in der System-Gastronomie, im Handel oder im Dienstleistungsbereich) und zu einem vernünftigen und nachvollziehbaren Preis-Leistungsverhältnis gefunden haben, sollten Sie sich diese Franchiseunternehmen genauer ansehen. Allzu oft gibt es schwarze Schafe, die vieles versprechen, aber wenig davon (ein)-halten.

5. Ihr persönlicher Systemcheck für Franchising im (Einzel)Handel: Nutzen Sie die alte Weisheit bei Ihren Gesprächen mit den unterschiedlichen Franchisesystemen: „Wer frägt, der führt!“

Ihre persönliche Checkliste finden Sie zum Downloaden. Unter der Ruprik Nützliche Informationen habe ich Ihnen die wichtigsten Internetadressen zusammengefasst.

Nutzen Sie alle Möglichkeiten ein Franchise-System zu finden, welches am besten zu Ihnen passt. Geschäftskonzept, persönliche und fachliche Qualifikationen müssen absolut harmonieren. Sie müssen sich mit dem System und mit Ihren zukünftigen Aufgaben im System identifizieren können und die „Chemie“ zwischen Ihnen und dem Franchise-Geber muss stimmen, da nur dann überhaupt eine Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum möglich ist. Und das wichtigste: Sie müssen damit Geld verdienen können!

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