VOR-UND NACHTEILE DES FRANCHISINGS

In Deutschland werden aktuell ca. 1.000 Franchise Systeme angeboten. Neben den allgemeinen Themen einer Existenzgründung und der Entscheidungsfindung, ob Franchising für eine Existenzgründung überhaupt in Frage kommt, muss sich ein Franchiseinteressent zudem durch einen Dschungel von System-Angeboten kämpfen und sich erst einmal grundlegend mit der komplexen Thematik des Franchisings auseinandersetzen.

Um Ihnen diese Thematik zu erleichtern, zeige ich Ihnen die wichtigsten Fragenkomplexe und die Vor-und Nachteile eines Franchisings auf.

Desweiteren haben Sie mit der checkliste eine Frageinstrument zur Verfügung, was Ihnen bei der Auswahl des richtigen Franchise- Systems und -Partners weiterhelfen wird.

1. Die Vorteile für den Franchise-Nehmer:

  1. Grundsätzlich sind Franchise-Nehmer selbstständige Unternehmer und können (mit Einschränkungen) ihre unternehmerische Freiheit und ihr Einkommen durch eigenen Einsatz selbst bestimmen. Dabei unterstützt Sie der Franchise-Geber mit seinem Wissen durch ständige Betreuung, Hilfestellungen, Schulungen und Weiterbildung
  2. Das unternehmerische Risiko ist durch ein erprobtes Geschäftskonzept geringer. Die Quote von gescheiterten Franchise-Nehmern ist im Vergleich zu „Einzelkämpfern" sehr gering. Eine gerade veröffentlichte Studie belegt dies (News). Der Grund liegt im Produkt der „schlüsselfertigen Existenz" des Franchise-Gebers, in dem Wissenstransfer durch den Franchise-Geber und in der konsequenten Arbeitsteilung im System. Der Franchise-Geber bringt dabei seine Markenbekanntheit, das Know-how (Markennamen-und Lizenzen) und seine Finanzkraft in die Partnerschaft mit ein, während der Franchise-Nehmer seine unternehmerische Einsatzbereitschaft und das ausgereifte Konzept übernimmt, das vom Franchise-Geber ständig weiter entwickelt wird und der Franchise-Nehmer dadurch eine kontinuierliche Beratung und Weiterbildung erfährt.
  3. Die Übernahme einer Markenstrategie erleichtert sowohl den Markteintritt als auch später den Ausbau von Wettbewerbsvorteilen.
  4. Die Bekanntheit der Franchisemarke hinterlässt bei dem Kunden einen höheren Wiedererkennungswert und schafft Vertrauen, was wiederum für den Franchise-Nehmer das Kundenbindungspotential und auch das Kundenakquisitationspotential erhöht, soweit die Kunden systemübergreifend zufrieden sind.
  5. Der Franchise-Nehmer kann die bereits installierten Informations-Controlling-, und Werbeleistungen etc. des Systemgebers nutzen, was weniger kostenintensiv als der eigene Aufbau solcher Strukuren wäre.
  6. Es entsteht Synergie, das heißt, durch das zielgerichtete partnerschaftliche Miteinander selbst-ständiger Unternehmer entsteht für jeden Beteiligten ein weitaus positiverer Effekt und größerer Nutzen, als dies im Alleingang der Fall wäre. Der Rückgriff auf Erfahrung und Know-how des Franchise-Gebers (und auf andere Partner) auf der einen Seite, sowie die Größen-und Verbundvorteile (bessere Einkaufs-konditionen durch Zentraleinkauf bei den Lieferanten), ein einheitlicher Marktauftritt und ein geringeres finanzielle Risiko bei der Expansion auf der anderen Seite, führt für beide Seiten zu einer Win-Win Situation.
  7. Durch die gößere Einkaufsmacht des Franchise-Gebers kann aber auch wiederum der Franchise-Nehmer auf günstigere Konditionen zurückgreifen, als er als eigenständiger Händler erzielen könnte.
  8. Sie übernehmen nicht nur eine bereits erfolgreich multiplizierte Geschäftsstrategie, sondern können aufgrund der Arbeitsteilung alle Kräfte auf wichtige Aufgaben vor Ort richten. Durch die Unterstützung des Franchise-Gebers (Marketing, Geschäftsabläufe) haben Franchise-Nehmer eine geringere organisatorische Belastung und können sich voll und ganz auf ihr operatives Geschäft konzentrieren.

2. Die Nachteile für den Franchise-Nehmer:

  1. Der oben unter Punkt 1 beschriebene Vorteil ist allerdings eingeschränkt zu betrachten. Zwar sind die Franchise-Nehmer per Vertrag und Recht selbstständige Unternehmer. Ihnen obliegen u.a. die Personal- und Preishoheit. Dennoch sind die Vorgaben des Systemgebers umzusetzen, die den Grad der selbständigen Unternehmerschaft in höchstem Ausmaß beeinflussen können. Diese Vorgaben, zu deren Einhaltung sich Franchise-Nehmer von Handelssystemen (unter Umständen) verpflichten müssen, beziehen sich dann auf bestimmte Geschäftsbereiche, wobei der Grad der Einflussnahme, durchaus unterschiedlich sein kann und von der Franchiseart  und von der Bekanntheit des Systems abhängt. Ein hoher Verbindlichkeitsgrad der Vorgaben liegt in der Regel in der Beschaf-fung des Warensortiments, in der Promotion und Werbung, in der Warenpräsentation, bei der Standort-frage und bei der Preisgestaltung.
  2. Entscheiden Sie sich als Franchise-Nehmer, in ein relativ „junges" System einzutreten, sollten Ihre persönlichen und fachlichen Voraussetzungen umso ausgeprägter sein, da gerade im „Anfangs-stadium" gewisse Prozesse im System gemeinsam den Marktgegebenheiten angeglichen werden müssen. Sie haben aber dadurch auch mehr Freiheiten und Einflussnahme auf die Entwicklung des Systems.
  3. Treten Sie in ein bereits länger etabliertes System ein und hat das System bereits eine höhere Markenbekanntheit, profitieren Sie in erster Linie von seinem hohen Bekanntheitsgrad, sowie dem stärkeren Marktauftritt durch ein einheitliches Marketing. Die bekannten Franchise-Systeme, die sich zu Markennamen etabliert haben, tendieren dazu, sich in ausgeschöpften Märkten mit vielen Wett-bewerbern zu bewegen. Es ist schwierig, hier noch gute neue Standorte für Franchisenehmer zu finden. Für gewöhnlich ist das niedrige Einstiegsrisiko durch die Bekanntheit des Franchise-Systems mit einer hohen Franchisegebühr verbunden. Zu hohe Gebühren können aber auch den wirtschaftlichen Erfolg gefährden.
  4. Bekannte Franchise-Systeme sind in der Regel bürokratischer und authoritärer, je mehr sie wachsen. Einerseits werden mit der Eröffnung des Geschäftes zwar automatisch mehr oder weniger Kunden gewonnen und dadurch sofort gute Umsätze und Gewinne generiert. Andererseits finden starke Kontrollmechanismen und strikte Vorgaben seitens des Franchise-Gebers statt. Eine Überregulierung der Systemfreiheit führt aber sehr schnell zu Frustration und zu nachlassender Motivation auf Seiten der Franchise-Nehmer.
  5. Wenn Sie an einen Systemgeber geraten, der sein System nicht kontinuierlich weiter entwickelt und nicht innovativ ist, und Sie darauf keinen Einfluss haben, dann ist das auch für Ihre eigene unter-nehmerische Weiterentwicklung kontraproduktiv und nachteilig, da es im Einzelhandel ein unge-schriebenes Gesetz gibt: „Nichts ist im Handel so beständig wie der Wandel“
  6. Jedes System trägt auch automatisch systemimmanente "Krankheiten" bzw. Systemfehler in sich und Franchise-Nehmer, die schlechter performen oder aus anderen Gründen aus der Reihe „tanzen“, kann die ganze Franchisemarke in Verruf bringen bzw. schaden.

Franchising ist, wie jede andere Geschäftsgründung auch, kein automatischer Erfolgsgarant und Selbstläufer, denn selbst bei bekannten und etablierten Franchise-Systemen kann es passieren, dass das neu gegründete Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen die Gewinnerwartungen nicht erfüllt. Problematisch an dieser Situation ist aber die Tatsache, dass ein Franchise-Nehmer nur eingeschränkt auf Veränderungen im Markt reagieren kann.

Dies liegt zum Teil auch darin begründet, dass der Franchise-Nehmer bei Vertragsunterzeichnung zwar „selbstständiger“, jedoch keineswegs „autonomer“ Geschäftsmann wird. Auf den ersten Blick mag sich diese Feststellung zwar unlogisch anhören, ist aber bei der Betrachtung der vertraglichen Situation eines Franchise-Nehmers durchaus zutreffend.

Durch die Vertriebsform des Franchisings wird der Existenzgründer faktisch zum „selbstständigen Kaufmann“. Anders jedoch als ein Unternehmer, der mit einer eigenen Geschäftsidee eine Firma aufbaut, hat der Franchise-Nehmer entweder gar kein oder nur ein sehr geringes Mitspracherecht was die angebotenen Produkte oder die dafür veranschlagten Preise betrifft.

In diesem Punkt ist er in gewisser Weise von seinem Franchisegeber „abhängig“. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn die Umsatzzahlen der neuen Franchise-Niederlassung hinter seinen Zielvorgaben oder seinen eigene Erwartungen zurückbleiben. Ein Einzelunternehmer kann in einem solchen Fall versuchen, sein Produkt- oder Dienstleistungsangebot besser an die regionale Marktsituation bzw. die Nachfrage anzupassen.

Als Franchise-Nehmer hat er diese Möglichkeit meist nicht, zumal er seine Geschäftstätigkeit und seine Strategien dem Franchise-System unterordnen muss.

Gerade in Zeiten, wo es dann (nicht mehr) so gut läuft, halten die Lösungsangebote und die Betreuungs-leistungen durch den Systemgeber oftmals den Erwartungen und den Anforderungen nicht stand. Unterstützungsleistungen, ein funktionierendes Krisen-, ein gutes Qualitäts- und ein kontinuierliches Innovationsmanagment werden oftmals erst gar nicht angeboten.

Nach Abwägungen der Vor-und Nachteile, der Chancen und Risiken, sollten Sie sich grundlegend die Frage stellen, wie Sie sich selbst als Unternehmertyp einschätzen.

Wenn Sie selbstbewusst, entscheidungsfreudig, kreativ, ideenreich, selbstständig, risikobereit sind und eine absolute Kontrolle und Einflussnahme in Ihrem Unternehmen haben wollen, dann kommt ein Franchise-System, egal welcher Art, für Sie definitiv nicht in Betracht.

Schätzen Sie dagegen die Vorteile vom Franchising allgemein höher ein als die Nachteile, dann sind Sie der geeignete und potentielle Franchisepartner. In diesem Fall ist es wichtig, dass Sie unter den vielen Angeboten das für Sie passende System finden und die für Sie in Frage kommenden Franchisesysteme „auf Herz und Nieren“ durchleuchten. Dies beinhaltet sowohl eine möglichst genaue Prüfung der bei der Unternehmens-präsentation vorgelegten Modellrechnungen als auch eine anwaltliche Prüfung sämtlicher Vertrags-unterlagen.

Haben Sie sich für ein bestimmtes Franchise-System entschieden oder in die engere Wahl gezogen, nutzen Sie alle Möglichkeiten, um umfangreiche Informationen über das System zu erlangen.

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